Am Ziel der Träume

(von Cedric Gebhardt)

Sie haben es tatsächlich geschafft. Mit einem zweiten Platz bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften in Aachen haben die Schwimmer der Ahlener SG den Aufstieg in die 2. Bundesliga besiegelt. Die Konkurrenz hatte an diesem Tag keine Chance. Dementsprechend groß war der Jubel.

Sonntagnachmittag bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften in Aachen. Die Konkurrenz bringt sich in Stellung. Die Ahlener SG auch. Sie ist bereit. Bereit für den ganz großen Coup. „A(h)l(e)n or nothing" steht es in roten Lettern auf den eigens angefertigten weißen T-Shirts geschrieben. Und: „Judgement Day" – Tag der Abrechnung. Moment der Entscheidung. Also: Jetzt oder nie?

Jetzt! Die Männer-Wettkampfgruppe I der Ahlener SG schafft es. Sie erreicht hinter dem Aachener SV (15 176 Punkte) die zweitbeste Punktzahl (15 004), liegt am Ende des Tages mit weitem Abstand vor den Verfolgern aus Bielefeld und Bochum und steigt damit in die 2. Bundesliga auf. „Das ist der absolute Höhepunkt", jubelte Trainer Niklas Kunst, der die Mannschaft vor drei Jahren in der Bezirksliga übernommen hatte und sie über die Landesliga Westfalen und die Oberliga West nun in ganz neue Sphären führte.

„Die Fußballer und die Handballer waren bereits in der 2. Liga. Jetzt sind auch wir Schwimmer dort. Das hat schon einen besonderen Stellenwert", hielt Alfons Leifeld, Wassersport-Abteilungsleiter der ASG, mit berechtigtem Stolz fest. Er selbst weilte am Sonntag nicht in Aachen. Doch all jene, die von Ahlen oder anderswo aus mitzitterten, hielt Betreuerin Conny Brüning per WhatsApp-Liveticker auf dem Laufenden. So dauerte es nur Sekunden, bis die gute Nachricht Wellen geschlagen hatte und in Ahlen angekommen war.

Die ASG ist künftig zweitklassig. Erstklassig aber war ihr Auftritt dorthin. In Aachen war einmal mehr auf den Zusammenhalt der Mannschaft Verlass. Die hatte sich im Laufe der Jahre zu einer kompakten Einheit verschweißt. „Wir sind eine Einheit. Jeder feuert den anderen an", berichtete Niklas Kunst. Mehr noch: Auch in sportlicher Hinsicht war die Homogenität der Truppe von unschlagbarem Vorteil. „Wir haben einfach Glück, dass wir in jeder Schwimmart mindestens zwei gute Schwimmer haben. Das heißt: Selbst wenn jemand mal ausfällt, haben wir andere, die einspringen können. Wir sind flexibel, weil wir nicht nur spezifisch trainieren", sieht sich der Übungsleiter in seinem Credo bestätigt, seine Schützlinge ganzheitlich zu unterrichten.

Bestes Beispiel für die Vielseitigkeit im Team ist Niklas Ehlert, der sowohl auf 400m Freistil als auch über 200m Lagen und 100m Rücken einsetzbar ist. Exemplarisch für den Willen, dem großen Ziel, alles unterzuordnen wiederum steht Moh'd Aqleh. Trotz eines unmittelbar zuvor eingefangenen Virusinfekts stieg er in Aachen ins Becken, absolvierte 100m Schmetterling und 50m Freistil, auf der er nicht zu ersetzen ist. Auch Malte Rohden, der wegen eines dualen Studiums mittlerweile in Heidelberg wohnt, trainierte nach genauen Vorgaben seines Trainers fünf- bis sechsmal die Woche selbstständig, um für die DMS topfit zu sein.

Hinzu kam, dass sich alle Beteiligten am Sonntag nicht nur nah an ihrem Optimum bewegten, sondern das eigene Limit kurzerhand noch mal nach oben verschoben. So wuchsen Christoph Brüning über 400m und 1500m Freistil und Jonas Leifeld über 50m und 200m Freistil ebenso über sich hinaus wie Niklas Klingenberg über 1500m Freistil (16:54,50). Selbst Niklas Kunst knackte Bestwerte, die schon Jahre zurückliegen und brillierte über 100m (0:57,84) und 200m Rücken (2:04,97). Den größten Anteil am Ertrag aber hatte Jonas Leifeld, der mit seinen vier Auftritten 2529 Zähler beisteuerte. Über 200m Freistil (1:56,09) erreichte auch er eine neue Bestmarke. „Da sind Vereinsrekorde gebrochen worden, die sind womöglich für die Ewigkeit", sparte Alfons Leifeld nicht mit Lob.

Das Ausmaß des Triumphs aber war zu Beginn noch nicht abzusehen, auch wenn die Ahlener als punktbestes Team in den Wettkampf startete. Zudem war es nicht wie in den Vorjahren ein Fernkampf um den Aufstieg. „Das war face to face, wir sind direkt neben Aachen geschwommen", berichtete Niklas Kunst. Doch die Ahlener bewahrten die Nerven. Ob Freistil, Brust, Rücken, Schmetterling oder Lagen – die ASG fuhr gleichmäßig ihre Punkte ein. Bereits zum Ende des ersten Abschnitts hatte sie rund 350 Zähler Vorsprung auf die Konkurrenten Bochum und Bielefeld. Mitte des zweiten Durchgangs verlieh die ASG dem Aufstieg dann immer mehr Konturen. „Die Bielefelder wollten auch unbedingt aufsteigen, aber unsere Leistung hat sie demotiviert", registrierte Niklas Kunst.

Nicht eine einzige Nachlässigkeit leisteten sich die Ahlener, die an diesem Tag auf den Punkt genau da waren. „Es soll nicht arrogant klingen, aber wir haben eigentlich keine Schwäche", urteilte Niklas Kunst deshalb auch. Am Sonntag jedenfalls waren die Rivalen der ASG nicht gewachsen. Nur die Gastgeber aus Aachen landeten noch vor ihr. Aachen und Ahlen machten den ersten Rang unter sich aus. Die drittplatzierten Wasserfreunde Bielefeld hatten in der Endabrechnung satte 639 Punkte Abstand zur ASG. „Das ist schon sensationell, ein Sahnestück", rühmte Alfons Leifeld.

Das wussten auch die Ahlener, die noch in der Halle mit ihren mitgereisten Anhängern ausgelassen feierten. „Zweite Liga – Ahlen ist dabei", schallte es außerdem später in der Dusche aus neun Ahlener Kehlen im Chor. Auch im Regionalexpress, der die erschöpfte, aber gut gelaunte Meute am Abend nach Hause brachte, war der ASG-Tross nicht zu überhören. Es sollte das letzte von vielen Ausrufezeichen der Ahlener an diesem Tag sein.

Die Aufstiegsmannschaft: Moh’d Aqleh, Christoph Brüning, Niklas Ehlert, Niklas Klingenberg, Niklas Kunst, Jonas Leifeld, Malte Rohden, Niklas Scheffler und Nils Schewe
Die Aufstiegsmannschaft: Moh’d Aqleh, Christoph Brüning, Niklas Ehlert, Niklas Klingenberg, Niklas Kunst, Jonas Leifeld, Malte Rohden, Niklas Scheffler und Nils Schewe

Zuletzt geändert am 08.02.2015 von Henning Faber

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